Logo-Animation und Stadtgeschichte

Der Wechsel der Schriftarten dient uns als Sinnbild für die historische Entwicklung und kulturelle Vielfalt Berlins – eine kleine Lesehilfe …

Gemäß unseres Mottos „erleben, erklären, erhalten.“ will KulturerbeNetz.Berlin einen aktiven Beitrag dazu leisten, die Vielfalt Berlins zu bewahren. Es gibt eben nicht das eine Berlin, sondern der Reiz der Stadt besteht gerade in ihrer Vielfalt, welche auch unser Selbstverständnis prägt. Das zeigt sich auch in der Animation unseres Logos, die genau diese Vielfalt widerspiegelt, indem das „.Berlin“ typografisch variiert wird. Die jeweils wechselnde Schriftarten, entsprechen einzelnen Zeitschichten und einen für die Zeit typischen ästhetisch Formensprache, die sich – ähnlich wie in den Fassaden – oft auch in der Schriftgestaltung findet.

Hierzu hat der fürs KulturerbeNetz.Berlin tätige Gestalter eine kleine Lesehilfe erstellt, die so auch bei der Vorstellung des Netzwerkes im Rahmen des Denkmalsalons im Roten Rathaus verwendet wurde und nun in der – beim erstmaligen Besuch der Website – angezeigten Logo-Animation auf der Startseite zu sehen ist. Das Ganze gleicht einem typografischen Schnell-Durchlauf durch die Stadtgeschichte – und lässt sich übrigens auch mit einem Klick auf das Logo oben links erneut abspielen.

Hier ein Überblick der visualisierten Zeitschichten

1. Gründung als Handelsumschlagplatz

Unweit des heutigen Rathaus legten, vermutlich aus dem westfälischen kommende Kaufleute im 12. Jahrhundert eine erste Handelsniederlassung an. Die frühestens baulichen Zeugnisse stammen etwa aus dem Jahr 1170 n. Chr.. Die erste urkundliche Erwähnung Berlins datiert 1237.

2. Entstehung der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Cölln

Sie besteht aus Alt-Berlin auf der nördlichen rechten Spreeseite und dem südlich auf der Spreeinsel gelegenen Cölln – eine historische Schicht rund um das heutige Nicolaiviertel, Molkenmarkt und Petriplatz, von der heute leider nach mehreren Verwüstungen und Abrissen – zumindest überirdisch – nur sehr wenig erhalten ist.

3. Residenzstadt der Hohenzollern und Hauptstadt Preußens

1411 wählten die brandenburgischen Kurfürsten Berlin zu ihrem Wohnsitz, 1701 wurde die Stadt Sitz der preußischen Könige. Es entstanden repräsentative Bauten, Straßen- und Grünzüge. Hierzu zählt etwa der Boulevard Unter den Linden, der Große Tiergarten oder das mittlerweile als UNESCO-Welterbe geltende Ensemble der Museumsinsel. Es war die Zeit der großen Baumeister wie Karl Friedrich Schinkel oder Peter Joseph Lenné.

4. Reformbewegungen und Entwicklung zur Industriemetropole

Ende des 19. Jahrhunderts fanden sich vor den Toren der Kernstadt ein loses Gefüge aus unabhängigen Städten, ehemaligen Siedlungskernen, Dörfern und Landgemeinden, das im Zuge der Industriellen Revolution immer weiter zusammen wuchs. Viele Menschen suchten in und um die boomende „Elektropolis Berlin“ ihr Glück. Firmen wie Siemens, Borsig oder AEG waren große Arbeitgeber und errichten Fabriken, Kraftwerke und Werksgebäude von zum Teil kathedralenhaften Ausmaßen. Angesichts des rapiden Bevölkerungswachstums wuchsen aber auch die Elendsquartiere in den Hinterhöfen und die allgemeine Wohnungsnot nahm dramatische Formen an. Die Menschen litten große Not. Es bildeten sich zahlreiche reformorientierte politische und revolutionäre Bewegungen. Nach dem Ersten Weltkrieg wird die Weimarer Republik ausgerufen.

5. Groß-Berlin und das Neue Bauen der 1920-er Jahre

Unter dem Dach des neu gegründeten „Groß-Berlin“ wurden 1920 sieben Städte, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke vereinigt. Die quasi über Nacht entstandene Metropole hatte 3.8 Millionen Einwohner und erstreckte sich auf eine ums rund 13-fache vergrößerte Fläche. Der Soziale Wohnungsbau, im polyzentrischen Berlin klug neu organisiert, nahm Fahrt auf. Die neu entstandenen Quartiere wurden im Stil der „Klassischen Moderne“ und des „Neuen Bauens“ errichtet. 2008 werden sechs Wohnsiedlungen aus der Zeit zwischen 1913 und 1934 zum UNESCO-Welterbe erklärt.

6. Das jüdische und multikulturelle Berlin

Mitte der 1920er-Jahre war Berlin eine attraktive Metropole mit einer großen und bunten Mischung an Zugezogenen, Wissenschaftlern, Kunst- und Kulturschaffenden. Hierzu zählte neben vielen reformorientierten Salons und Vereinigungen auch das jüdische Bürgertum, dessen mäzenatische Aktivitäten in Kunst, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung die Stadt viel verdankt. Diese über Jahrhunderte gewachsene Vielfalt und gesellschaftlich liberale Atmosphäre war aber nicht jedermanns Sache und kam mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus zu einem abrupten Ende …

7. Berlin zur Zeit der Nationalsozialisten

Adolf Hitler, 1933 zum Reichskanzler ernannt, träumte von Aufstieg und Dominanz einer deutschen Rasse und plante den Umbau Berlins zur Welthauptstadt “Germania”. Gigantische Bauten wie die Hangars am Flughafen Flughafen Tempelhof, das Reichssportfeld und das Olympiastadion entstanden. Andersdenkende und ihre Kultur wurden verfolgt, vertrieben, deportiert und vernichtet. Einen dramatischen ersten Höhepunkt erreichte der Terror mit den Novemberpogromen des Jahres 1938, bei denen zahlreiche Synagogen und jüdische Geschäfte zerstört wurden.

8. Das zerstörte Berlin

Auch für Berlins Bausubstanz hat der von den Nationalsozialisten gestartete Krieg verheerende Folgen. Ab 1940 fliegen die alliierten Streitkräfte Bombenangriffe auf Berlin. 1945 lag ein Großteil der Stadt in Schutt und Asche. Weite Teile der Berliner Wohn-, Industrie und Verwaltungsbauten waren zerstört oder existierten nur noch als Gerippe. In Berlin begann der Wiederaufbau. Viele Idee der Berliner Bau- und Kunstavantgarde reüssierte in anderen Teilen der Welt.

9. Die Stadt des Kalten Krieges

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschlossen die Siegermächte die Aufteilung Berlins in vier Sektoren. Später kam es zur Gründung von zwei deutschen Staaten. 1961 wurde die Berliner Mauer errichtet. Es entstand eine historisch einzigartige Situation, die bis heute Touristen und Historiker gleichermaßen fasziniert. Die Stadt entwickelt sich zum Schauplatz des “Kalten Krieges”. Auf beiden Seiten der Berliner Mauer wurden die Geheimdienste beider politischen Lager aktiv.

10. Die Hauptstadt der DDR

In Ost-Berlin entwickelte sich ein spezifische, von den neo-klassizistischen Leitbildern der Stalin-Ära geprägte Form von Architektur und Städtebau, wie sie etwa entlang der Karl-Marx-Allee und den Bauten Hermann Henselmanns zu besichtigen ist. Ihre Errichtung beeinflusste auch den Städtebau im Westen, wo man – in direkter Konkurrenz und Abgrenzung – jedoch ganz andere, weniger axial ausgerichtete Leitbilder des Städtebaus verfolgte.

11. Die Nachkriegsmoderne 1950er Jahre

Nach ersten Wiederaufbauarbeiten bemüht man sich in den 1950er-Jahren im Westteil Berlins darum, wieder Anschluss an die weltweite, von Werkbund, Bauhaus und International Style inspirierte Architekturmoderne zu finden. Im Kontext der Internationalen Bauausstellung von 1957 entsteht – in direkter Konkurrenz zur Karl-Marx-Allee – das Hansaviertel. Aber die Fifties und frühen Sixties sind auch die Zeit des Wirtschaftswunders und der geschwungenen Formen, in denen sich auch ein neuer Optimismus ausdrückt.

12. Der Umbau zur autogerechten Stadt

Städtebaulich sind die 1960er und 70er Jahre geprägt von großen Wohnungsbauprojekten und dem verstärkten Umbau Berlins zur autogerechten, funktionalen und höher hinauswachsenden Stadt. Die Formensprache ist oft rational-nüchtern, wie etwa bei den Großsiedlungen in Marzahn oder dem Märkischen Viertel, zum Teil aber auch verhalten futuristisch – wie etwa beim Steglitzer “Bierpinsel”, der Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße, oder dem Kongresszentrum ICC im Westteil der Stadt. Auch im Osten finden sich herausragende Bauten, wie etwa das Kino International, das Ahornblatt oder das Café Moskau.

13. Die „wilden“ Jahre nach der Wende

1989 kam die Wende, die Mauer fiel und Berlin wurde wiedervereinigt. Die spezielle Atmosphäre der ehemaligen Frontstadt blieb aber noch bis weit in die 1990er Jahre bestehen und schuf ein Klima, das kreative und junge Menschen aus aller Welt anzog. Viele nicht mehr genutzte Gebäude und Areale wurden in Kunst- und Party-Locations umgewandelt, die zum Teil bis heute das Kulturleben und Image der Stadt bereichern.

14. Regierungsumzug

Seit 1991 ist Berlin wieder die deutsche Hauptstadt sowie Standort und Sitz der Deutschen Bundesregierung. Ministrialverwaltungen, Medienhäuser, Stiftungen und Lobbyisten zogen nach. Neue repräsentative Bauten, wie etwa das Bundeskanzleramt, die Reichstagskuppel oder der neue Hauptbahnhof entstanden.

15. Die moderne Metropole

Nach wirtschaftlich schwierigen Zeiten um die Jahrtausenwende zieht seit einigen Jahren auch die Konjunktur wieder an. Als bedeutender Hochschulstandort, gilt Berlin als “city of talents”, was wiederum die Entstehung neuer Wirtschaftszweige und Forschungscluster begünstigt. Die Kehrseite: Bezahlbarer Wohnraum ist wieder Mangelware und neben Touristen und Neu-Berlinern zieht die Stadt auch Investoren aus aller Welt an. Damit wächst auch der Druck auf historische Bestände und kulturell wertvolle gewachsene Strukturen – und der Bedarf nach mehr Vernetzung innerhalb der Denkmalszene.