Bürgerverein Hansaviertel e.V.

Kurzinfos/Kenndaten:
Status: Bauausstellung / Bau-, Garten- und Ensembledenkmal
Lage: Hansaviertel, 10557 Berlin Mitte
Bauzeit: 1957
Website: www.hansaviertel.berlin

Mit der Internationalen Bauausstellung 1957 (Interbau 57) wurde im Herzen Berlins ein im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörtes Wohngebiet, das Hansaviertel, nicht wieder-, sondern neu erbaut. Im ehemaligen englischen Sektor gelegen, versammelte die Bauausstellung das „Who is who“ der internationalen Architekturszene dieser Zeit, um Gebäude zu planen, die das Zuhause einer neuen, demokratischen Bevölkerung werden sollten. Im Hansaviertel direkt realisierten neben anderen Alvar Aalto, Walter Gropius, Oscar Niemeyer, Egon Eiermann, Arne Jacobsen, Werner Düttmann oder van den Broek & Bakema experimentelle Wohnungsbauten. Hugh Stubbins plante die Kongresshalle und Le Corbusier errichtete die Unité d’ habitation „Typ Berlin“ am Olympiastadion.

Die Interbau 57 im Hansaviertel mit ihren „Satelliten“ ist damit die Antwort Westberlins auf die Errichtung der Stalin-Allee im sowjetischen Sektor der Stadt. Eine Antwort, die ein städtebauliches Ping-Pong als „Wettstreit der Systeme“ auslöste. Bau und Gegenbau ist die Basis unserer Initiative, diese weltweit einmalige, parallele und sich stilistisch verschränkende Entwicklung im Städtebau unter den Schutz des Welterbes der UNESCO zu stellen. Ursprünglich eine Initiative des Bürgerverein Hansaviertel e.V., ist das Projekt heute eine Kooperation aus Landesdenkmalamt, Hermann-Henselmann-Stiftung, Stalinbauten e.V., dem Förderverein des Corbusierhauses und uns, dem Bürgerverein Hansaviertel e.V.. Eine Initiative, die der Senat von Berlin zu seinem Projekt gemacht und im aktuellen Koalitionsvertrag verankert hat.

Der Bürgerverein selbst hat sich 2004 gegründet, um sich unter dem Motto „Lebendiges Erbe – lebendiges Denkmal“ für den Erhalt und die Pflege Deutschlands größter und, neben der Werkbundsiedlung von 1927 auf dem Stuttgarter Weißenhof, bedeutendsten Bauausstellung stark zu machen. Die Aktivitäten des Vereins sind dabei sehr vielfältig. Wir setzten die Orientierungspläne instand, publizieren kompakte Handbücher für Besuchende, veranstalten Touren durch das Viertel und wir feiern gerne!

Aktuell haben wir mit Mitteln der Lotto Stiftung Berlin unsere Homepage überarbeitet. Die Homepage stellt erstmalig in deutsch und in englisch Texte zur Verfügung, die von Frau Dr. Sandra Wagner-Conzelmann (sie hat über die Interbau 57 promoviert und Ausstellungen zum Thema kuratiert) erarbeitet wurden. Mit diesen Texten, einer opulenten Fotosammlung und einer umfangreichen Quellensammlung stellt der Bürgerverein Interessierten eine wissenschaftlich fundierte Rechercheplattform zur Verfügung. Besuchende des Hansaviertels können sich dieses gesammelte Wissen ferner über ein interaktive 3D-Karte erschließen. Unterwegs lassen sich Texte zu den Gebäuden lesen sowie Soundfiles hören oder Videos betrachten. Fotos aus der Bauzeit und detaillierte Grundrisse vervollständigen die Informationen.

Mit seinen derzeit 165 Mitgliedern (Stand Frühjahr 2019) hat der Bürgerverein die Erhaltung der Hansa-Bücherei erreicht. Zusammen mit dem Landesdenkmalamt war es dem Verein möglich, Mittel des Bundesprogramms „Nationale Projekte für den Städtebau 2015“ zu generieren. Mit diesen Geldern wurde der Vorplatz der Akademie der Künste ertüchtigt und der Turm der Kaiser Friedrich Gedächtniskirche saniert. Die Instandsetzung der besagten Stadtteilbibliothek (erbaut 1957 von Werner Düttmann, späterer Berliner Stadtbaudirektor und Präsident der Akademie der Künste) wird voraussichtlich im Herbst 2019 abgeschlossen sein.

Wir setzen uns aktiv ein, das Ladenzentrum am Hansaplatz zu beleben und zu ertüchtigen. Unser Infoshop „Verein & Wein“ ist dabei ein erster Erfolg. Geführt wird das Geschäft in Kooperation mit einem Weinhändler. Besuchende finden hier Publikationen und nützliche Hinweise zu und über das Hansaviertel der Interbau 1957. Der Verein setzt sich aber nicht ausschließlich mit dem Erbe der Nachkriegsmoderne auseinander. Arbeitsgruppen des Vereins forschen und publizieren zu dem (ersten) Hansaviertel, das zwischen 1895 und 1943 den nördlichen Tiergarten abschloss.

Neben den baulichen Qualitäten unseres Vorgängerviertels und seiner prominenten BewohnerInnen recherchierte der Verein die Namen von 1030 jüdischen NachbarInnen um den Hansaplatz, die enteignet oder deportiert wurden. „Das Fenster der Erinnerung“ im südlichen U-Bahnhof Ausgang erinnert heute an unsere ehemaligen Nachbarn. Wir als Bürgerverein Hansaviertel e.V. setzen uns auch nicht ausschließlich für unser Denkmal ein. Als aktive BerlinerInnen engagieren wir uns für den Erhalt des vielschichtigen und spannenden Erbes unserer Stadt. Hierbei kooperieren wir mit einer Vielzahl an Organisationen und der Politik.

Kontakt

Bürgerverein Hansaviertel e.V.
c/o Verein & Wein, Bartningallee 5, 10557 Berlin-Tiergarten
E-Mail: info@hansaviertel.berlin

18. April 2019 bb